Bloss nix Neues
Eigentlich liebt der Mensch seine Höhle.
Gottseidank liegt die Lösung im Eigentlich.
Warum ins Neue gehen, wenn ich auch im schlechten, alten Bekannten bleiben kann? What?
Erfolgreiche Pitchs beinhaltet häufig folgenden Satz: „So wie Lassie nur mit Hamstern“ (Marketinghandbuch für Anfänger). Der Mensch liebt das Bekannte und Vergleichbarkeit. Da ist er in Sicherheit und Sicherheit bedeutet: Überleben.
Unser Gehirn liebt es Gewohnheiten und Routinen schnell zu automatisieren.
Das Gehirn ist glücklich, wenn es routiniert handelt und sendet fröhlich Belohnungsstoffe aus. Etwas alltäglich zu tun, kostet weniger Energie als sich auf etwas Neues zu fokussieren. Es ist ungefährlich, denn unser Gehirn hat auch für ungünstigen Umständen eine Strategie entwickelt, die uns erfolgreich unser Überleben sichert. Das Kleinhirn und die sogenannten Basalganglien (unser Speicherplatz) sind für unbewusste, automatisierte Handlungen oder Reflexe zuständig, die wir uns selbst bereits angeeignet haben.
Die Psychologie unterscheidet 3 Arten von Gewohnheiten: 🧠
- Denkgewohnheiten – spiegeln Einstellungen und Werte wider sowie welches Bild man von sich selbst hat. Dazu gehört auch die persönliche Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse.
- Gefühlsgewohnheiten – hängen stark vom Temperament und der Persönlichkeit ab. Sie beschreiben die Art und Weise, wie wir in einer bestimmten Situation mit dem gleichen Gefühl reagieren.
- Verhaltensgewohnheiten – beziehen körperliche Grundbedürfnisse wie Hunger und Müdigkeit, die zu einer Regelmäßigkeit im Alltag führen. Ein strukturierter Tag mit immer ähnlichen Abläufen gibt Sicherheit und spart Zeit und Energie für neue Informationen und Anforderungen, die bewältigt werden müssen.
Bei ungewohnten Aufgaben muss das Arbeitsgedächtnis in der Großhirnrinde eingeschaltet werden, was wesentlich mehr Zeit, Energie und Fokus erfordert.
Routine brauchen wir für unsere Sicherheit und unser Wohlgefühl …und 20 % aller Menschen sehnen sich nach Abwechslung.
Wenn wir auf die Welt kommen, macht uns Neues und Unvorhersehbares Angst. Haben wir keine mutigen Bindungspersonen haben, die uns Sicherheit und Liebe geben und uns kalkuliertes Risiko erfolgreich vorleben, bleibt es auch im erwachsenen Alter schwierig, alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen. Dann braucht es Übung, Motivation, ein Fünkchen Belohnung für die Anstrengung und Sinn.
Erlernen wir Neues, werden neue Netzwerke und Nervenbahnen für das ungewohnte Verhalten angelegt. Das Zentrum und die Großhirnrinde arbeiten dafür zusammen. Mit jeder Übung werden diese Netzwerke effektiver und umso weniger müssen wir uns konzentrieren. Es entsteht ein begleitendes Bewusstsein, das unsere automatisierten Handlungen übernimmt.
Übung macht bekanntlich ja Meister*In.
Auch Neues Lernen kann Routine werden😉.
Quellen:
Warum unser Gehirn Gewohnheiten liebt – Berliner Morgenpost
Gewohnheiten und Hirnforschung | Sanitas Magazin
Gewohnheiten: Hirnforschung – Psychologie – Gesellschaft – Planet Wissen (planet-wissen.de)
[1] Neurobiologe Gerhard Roth vom Institut für Hirnforschung